Goldsuche im Fichtelgebirge
Goldsuche im Fichtelgebirge
Auf eine lange Bergbautradition kann das Fichtelgold verweisen. Schon im 6. Jahrhundert wurde im Weißmaintal bei Bad Berneck Waschgold gefunden. Ebenso fand man Gold in den Nachbartälern, so bei Goldkronach, Brandholz (Zoppatenbach), Konratsreuth (Jossenbach, Untreugrund), Steinbach (Gevattersgraben) und Obersteben (Seifenbach). Die Zeiten, in denen noch voller Optimismus in Deutschland Gold aus den Tiefen der Berge abgebaut wurde, sind längst vorbei. Kaum einer erinnert sich daran, daß man noch alle Hoffnungen in den heimischen Goldbergbau setzte.
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Dabei wurde erst am 28. Juni 1920 die Bergwerks-Aktiengesellschaft „Fichtelgold“ gegründet. Bald darauf wurden die Aufschlußarbeiten in den Grubengebäuden der „Fürstenzeche“ und „Silbernen Rose“ vorangetrieben. Das Hauptaugenmerk wurde von vornherein auf die goldführenden Erzgänge gelegt, die das Revier der „Fürstenzeche“ durchstreichen. Durch diese Arbeit wurde in der Zeit vom 7. April bis 31. März 1922 der 200 Meter tiefe Ludwig-Wittmann-Schacht bei Goldmühl (Fichtelgebirge) niedergebracht.
Die Errichtung der Pochwerksanlage, die Einrichtung des maschinellen Teils und die Umstellung vom Dampf- auf den elektrischen Betrieb erfolgte vom November 1922 bis Juni 1923. Am 26. Juni 1923 wurden zwei Fünfstempelpochwerke erstmals in Betrieb genommen. Über 100 Aktionäre aus allen Teilen des Deutschen Reiches und mehrere hundert geladene Gäste waren zur Eröffnungsfeier am 28. Juli 1928 gekommen. Für die Bergwerks-AG „Fichtelgold“ war das ein denkwürdiges Ereignis.
Von der „Zauberkraft des Goldes“ sprach der Aufsichtsratsvorsitzende, Kommerzienrat Ludwig Wittmann (Stuttgart), bei der Einweihungsfeier der neuen Pochwerksanlage und prognostizierte über die Goldschätze im Fichtelgebirge, aufgrund der neuen Technik könne mehr Gold als bisher abgebaut werden. Denn „wir haben uns die Kunstfertigkeit erworben, die spröden Gaben der kargenden Unterwelt reicher fließen zu lassen. Uns ist das beste und zuverlässigste Heilmittel geworden gegen Deutschlands große Not und Armut, die Zauberkraft des Goldes. .. in unserem ganzen Innern erfüllt von der felsenfesten Überzeugung, daß hier ein Gesundbrunnen fließt für die wirtschaftliche und damit auch ideelle Genesung Deutschlands…“
Einen aufschlußreichen Einblick in die Geschichte des Fichtelgold-Bergbaues gewährte in seiner Festansprache Generaldirektor Dr. Favreau aus Bayreuth:
„Weit über 1000 Jahre müssen wir zurückschauen. Da entdeckten fremdländische Bergleute Gold in den Flußläufen des ‚Weißen Maines‘ und des Zoppatenbaches. Sie gingen den Flußläufen nach und kamen schließlich mit ihren Goldwäschereien bis etwa an die Stelle, die gerade unterhalb unseres Festplatzes liegt. Dort hörte die Goldführung des Flußsandes auf. Nach ihren Erfahrungen mußte an dieser Stelle der Ursprung des Goldes sein. sie gingen diesem bergmännisch nach und entdeckten bald den goldführenden Erzgang. Diese Venetiermännlein der Sage, in Wirklichkeit sind es Sklaven gewesen, mußten den fränkischen Bergleuten weichen, die den Bergbau schnell zu großer Ausdehnung brachten.
Ein tüchtiges Bergmannsvolk bildete sich hier am ‚Goldberg‘, zwischen ‚Goldmühl‘, ‚Goldene Krone‘, ‚Goldener Hirsch‘ und Goldkronach heran, so zahlreich, daß Kaiser Otto der Große im Jahre 968 einen Stamm hiesiger Bergleute nach Goslar verpflanzen konnte, wo sie den Bergbau am Rammelsberge eröffneten, der die Haupterwerbsquelle jenere Gegend für lange Zeit geblieben ist. Noch heute heißt der obere Stadtteil von Goslar ‚Der Frankenberg‘.“
Die Hauptblütezeit begann, als Friedrich V., Burggraf von Nürnberg, im Jahre 1363 die Abbaurechte an den Gold- und Silbererzgängen im Fichtelgebirge erhielt. Doch der Hussitenkrieg bereitete dieser ersten Glanzzeit 1430 ein jähes Ende. Sie sollte sich nie mehr in diesem Ausmaß wiederholen.
In den 20er Jahren des 19. Jahrhunderts erinnerte sich der Bayerische Staat seiner Bodenschätze. Nach langwierigen Vorarbeiten ging er Anfang der 50er Jahre an die Goldgewinnung aus der Fürstenzeche. Zur selben Zeit wurde ein Pochwerk errichtet. Doch an dieser Stelle brachte die Grube bald nicht mehr genügend Erz. Und zum Bau eines weiteren Schachtes in einem anderen Bezirk konnte sich die Obrigkeit nicht entschließen, bis der Bergbau wegen Unrentabilität ganz eingestellt wurde. Generaldirektor Dr. Favreau weiter:
„Was der Staat nicht wagte, haben unternehmensfreudige Privatmänner unternommen und zum guten Ende geführt. Bis kurz nach dem (Ersten) Weltkrieg hatten die Kosten des Betriebes nur auf vier Schultern geruht, auf denen unseres hochverehrten Direktor Heer und den meinen. Die Last wurde zu groß. Wir mußten uns nach einem größeren Kreis von Mitarbeitern umsehen. Nachdem die Gefahren drohender Sozialisierung bestanden waren, auch der Staat eine Beteiligung abgelehnt hatte, wurde an die Gründung einer Aktiengesellschaft herangegangen, ein Weg, auf den sowohl das Oberbergamt , wie auch das Handelsministerium mit recht energischen Druckmitteln hineingewiesen hatten. In überaus dankenswerter Weise nahm sich nunmehr die Handelskammer für Oberfranken der Sache an. Sie wies im Februar 1920 auf die Bedeutung des Bergbaues hin und bezeichnete es als im allgemein wirtschaftlichen Interesse, daß unser Bergbau wieder aufgenommen würde. Diese Pressenotizen brachten uns mit dem Manne zusammen, dem vor allen anderen das Verdienst gebührt, der Wiederaufnahme des Bergbaues die Wege geebnet zu haben. Ich brauche ihn wohl kaum zu nennen. Kommerzienrat Ludwig Wittmann, ein Sohn Bayerns, wurde auf uns aufmerksam und mit diesem Moment ging es aufwärts. Sofort merk Hand, die von da ab die Geschicke alle Fährnisse hindurchgebracht hat.“
Dr. Favreau weiter:
„Nachdem wir nun den Nachweis erbracht hatten, daß wir auf Jahrzehnte hinaus gesichert sind mit den vorhandenen Erzmengen, wurde ein weiterer Schritt getan. Die Aufbereitungsanlage wurde gebaut, zu deren Eröffnung wir uns hier versammelt haben… Wir Fichtelgoldmänner wollen unser redlich Teil dazu beitragen. Wir haben hier ein weites Feld der Betätigung. Über mehrere Kilometer von Süd nach Nord können wir unsere Werke ausdehnen. Wir wollen uns aber nicht damit begnügen. Wir haben ausgedehnte Goldfelder in Schlesien, weite Silberfelder in Sachsen, die noch erschlossen werden sollen…“
Jetzt sollte sich der prophetische Ausspruch des alten Bergmeisters Abel bewahrheiten, der während des Dreißigjährigen Krieges sagte:
„Die Brandholzer Goldgänge können das Land wieder erholen. Selbst wenn alles an Krieg und Sterben zu Grunde ginge, so wird doch dieser Schatz zu des Landes Wohl bleiben.“
Im Auftrag der technischen Leiter gab Dr. Favreau ebenso einen Überblick über die geologischen Verhältnisse und die Goldgewinnungsmethode. Danach wurde das Grubenrevier von mehreren Erzgängen von Nord nach Süd durchsetzt. Die Erzgänge sind geneigt mit 60 Grad von West nach Ost.
„Wir stehen hier auf der schräg gestellten Wand des ‚Hauptganges‘. Er ist nach den bisherigen Erfahrungen der reichste der durchstreichenden Erzgänge. Wir haben dort über dem Berg das nördliche Ende des ‚Hauptganges‘ etwa eineinhalb Kilometer südlich hier jenseits des ‚Goldberges‘ – das südliche Ende des Hauptganges, beide goldführend festgestellt. Der Erzgang ist unter uns abgebaut bis auf eine Tiefe von etwa 140 Metern, nach Süden reichen aber diese tiefen Abbaue nur etwa 100 Meter von hier aus. Wir haben daher von unseren Abbausohlen aus dort 150 Meter hohe Blöcke zur Verwertung.“
Die gesamte Erzförderung geschah durch den „Ludwig-Wittmann-Schacht“. Dabei wurden die Erze in kleinen Loren von den Abbauplätzen zum Schacht gefahren und dort in Fördergefäße („Skips“) umgeladen und hinaufgefahren. Die noch immer viel zu groben Brocken wurden dann in Steinbrechern bearbeitet. Unter Zugabe von Wasser zerstampften Pochstempel das Erz zu Mehl, das durch ein feinmaschiges Drahtgeflecht fiel und über Quecksilber bestrichene Kupferplatten geführt wurde. Das dabei gewonnene Gold wurde in Barren gegossen, und der Brei wurde nochmals chemisch behandelt.
Trotz aller optimischtischen Äußerungen Dr. Favreaus währte der Goldabbau nicht lange, der Zweite Weltkrieg setzte weiteren Anstrengungen ein jähes Ende.
Am 1. September 1981 erschien in den bundesdeutschen Zeitungen eine Meldung der Deutschen Presseagentur:
„Gold im Wert von 195 Mill. DM will eine Nürnberger Explorationsfirma in der Nähe von Goldkronach im Fichtelgebirge abbauen. Das Gestein in den bis 800 m Tiefe reichenden Quarzgängen hat einen Goldgehalt von 11 Gramm pro Tonne.“
Seit geraumer Zeit finden in Goldkronach jährliche Goldsuchertreffen statt; hier hat die „Deutsche Goldsuchervereinigung e.V.“ ihren Sitz. Wer Lust und Laune hat und einmal die Unterwelt selbst erleben möchte, sollte unbedingt einen der beiden Besucherstollen aufsuchen. Die Öffnungszeiten vom 1. Mai bis 30. September.
Besucher sollten sich auch ein wenig Zeit für das „Heimatmuseum Goldkronach“ nehmen. Sie finden es direkt am Marktplatz, Eingang Kirchgasse. Geöffnet ist das Museum sonntags von 13.30 bis 17 Uhr (von April bis 4. Adventssonntag) Sonderöffnungszeiten mit Führung für Reise- und Schulgrujppen auf Anfrage.
Goldbergbaumuseum
Das Museum widmet sich neben der 600-jährigen Bergbaugeschichte auch dem letzten Universalgelehrten Alexander von Humboldt. Nachdem 1792 die Fürstentümer Ansbach und Bayreuth an Preußen gefallen waren, wurde Alexander von Humboldt die Leitung des praktischen Bergbaues in den drei Bergamtsrevieren Goldkronach, Naila und Wunsiedel übertragen. Sein Amt als preußischer Bergbeamter bekleidete er von 1793 bis 1796. In dieser kurzenzeit seines Wirkens steigerte er nicht nur den Abbau und die Aufbereitung der Erze, sondern er verbesserte auch die Arbeitsbedingungen der Bergleute. Er erfand den „Lichterhalter“, der auch bei matten Wettern (sauerstoffarmer Luft) unter Tage brannte. Daneben erfand er den Respirationsapparat zur Bergung verunglückter Bergleute. Durch die Gründung einer Bergschule in Steben verbesserte er auch die Ausbildung der jungen Bergleute.
1799 bis 1804 bereiste Humboldt gemeinsam mit dem französischen Arzt und Botaniker Aimé Bonpland die heutigen Staaten Venezuela, Kubal (zweimal), Kolumbien, Ecuador, Peru, Mexiko und die USA (Washington). Auf dieser Reise konnte von Humboldt beweisen, dass die beiden südamerikanischen Ströme Orinico und Amazonas eine natürliche Verbindung besitzen, den Casiquiare, der einen Teil des Wassers vom Orinoco in den Rio Negro leitet. Auch mehrere Vulkangipfel in den Anden wurden von Humboldt bestiegen. Der südlichste Punkt dieser Reise war Lima.
Im Jahr 1829 wurde die Reise durch Rußland und Sibirien von Humboldt gemeinsam mit dem Mineralogen Gustav Rose und dem Botaniker Christian Ehrenberg durchgeführt. Die östlichsten Punkte waren Novosibirsk, Bernaul im Altai und Sirjanowsk. Humboldt besichtigte viele Bergwerke und Hütten im Ural und im Altai.