Goldsuche an der Eder
Goldwaschen an der Eder
Deutschlands große Goldlagerstätte lockt im Besucherstollen am Eisenberg. Mitten im Fels offenbaren sich über 500 Jahre Bergbaugeschichte – auf der Suche nach dem edlen Erz.
Machte das böhmische Erz ehedem Prag zur goldenen Stadt, dann darf sich in Deutschland die Stadt Korbach mit diesem Titel schmücken. Der Korbacher Hausberg lockt seit vorigem Jahr mit einem einzigartigen Erlebnis.
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Mit Stiefeln, festen Jacken und Geleucht geht es 250 Meter tief hinein in den Berg. Der Untere-Tiefe-Tal-Stollen stammt aus dem 15. Jahrhundert. Am Ende der Reise tut sich gar ein mittelalterlicher Gang auf – St. Sebastian mit Ursprüngen aus dem 14. Jahrhundert. Mit einer erhöhten Stufe will der agile Verein „Historischer Goldbergbau Eisenberg“ für Besucher künftig einen leichteren Einblick in diese fast 700 Jahre alten Relikte bieten. Auch eine weitere Verbindung unter Tage zum St.-Georgs-Schacht in der Ortsmitte halten Experten wie Dr. Wolfgang Homann durchaus für denkbar.
Der frühere Leiter des Dortmunder Naturkundemuseums hat über Jahre in Goldhausen geforscht. Homanns Idee war in den 90er Jahren, aus Eisenberg-Gold einige Dukaten zu prägen, doch machte ihm die Denkmalpflege damals einen Strich durch die Rechnung. Üppiger kamen da schon die Glücksritter vor Jahrhunderten zum Zuge. Zwischen 1200 und 1617 föderten sie rund 1,2 Tonnen pures Gold, eine noch erheblich größere Menge ging beim Abbau vermutlich verloren. Denn das glänzende Erz ist sehr fein verteilt im Gestein. So schlummert immer noch über eine Tonne Gold im Eisenberg.
Dass Gold verlockend ist, spürte auch der Verein um den Vorsitzenden Wolfgang Behle. In der ersten Saison, von April bis Oktober 2004, kamen bereits rund 1500 Gäste zu Führungen. Die neue Saison soll möglichst noch mehr Zuspruch bringen: Ab 15. April geht es wieder hinein. Dabei schmieden die ehrenamtlichen „Goldgräber“ bereits weitere Pläne, um Deutschlands goldene Stadt noch attraktiver zu machen. Unter Tage soll möglichst ein weiterer Gang geöffnet werden, überdies können Besucher künftig wohl auch Gold waschen. Geplant sind Aktionen an der Marbeck, denn in vielen Bächen des Waldecker Landes ist bis heute Gold zu finden – wenn auch nur in homöopathischer Konzentration. Derzeit stehen rund zehn geschulte ehrenamtliche Besucherführer bereit, weitere Helfer – auch fürs Goldwaschen – sind jederzeit willkommen. Das gilt auch für neue Mitglieder im Verein.
Jörg Kleine
Berggold bei Korbach
Urkundlich erwähnt wurde der Goldbergbau am Eisenberg bei Korbach in Hessen erstmals im Jahre 1250 vom Regensburger Bischof; bei einem Besuch des Grafen von Waldeck lobte er die Qualität des Goldes im Eisenberg. Das Vorkommen umfaßt sowohl Berg- als auch Seifengold. Die rötlich und bräunlich gefärbten, plattigen Kieselkalke haben unter den Gesteinen des Berges wegen ihres Goldreichtums besondere Bedeutung. Bereits mit bloßem Auge fallen die winzigen Körner, Nädelchen, in traubigen, moosartigen Formen und Flitterchen aus dem edlen Metall auf.
Die Blüte des Goldbergbaues am Eisenberg wird ins 15. und 16. Jahrhundert datiert. Zeitweilig sollen 32 verschiedene Gewerkschaften nach dem gleißenden Metall geschürft haben. Bis zu 200 Bergleute waren in der Blütezeit gleichzeitig beschäftigt. Einzelnen Bergbaubetrieben gelang eine zeitweilige Ausbeute von sechs bis sieben Kilogramm pro Jahr. Bürger von Nürnberg betrieben schon im Jahre 1426 den Abbau; nach ihnen führt noch heute ein nordöstlicher Stollen seinen Namen: „Nürnberger Stollen“. Nahezu 100 Jahre später fanden sich dort Straßburger, dann Magdeburger Gewerkschaften ein. Eine Schrift aus dem Glanzjahr 1559 zählt allein 19 Gruben und Stollen namentlich auf.
Vereinzelt soll man sogar gediegenes Gold gefördert haben. Und in einzelnen Jahren förderten 20 bis 25 Arbeiter fünf bis sieben Kilogramm Gold. Doch mit dem Dreißigjährigen Krieg kam der Bergbau zum Erliegen. Ohne Erfolge versuchten dann Waldekker Fürsten den Bergbau wiederzubeleben.
1917 ging der Eisenberg und die ihm umgebenden Seifen bergrechtlich in den Besitz der „Gewerkschaft Waldecker Eisenberg“ über. 1931 beteiligte sich die Preussag an dem Unternehmen. Großzügige Untersuchungen wurden unternommen, moderne Maschinen wurden erstellt, aber die Ergebnisse der 40 Mann starken Mannschaft ließen zu wünschen übrig. Erneut mußte man die Gruben schliessen. Spekulationen, man habe an der falschen Stelle nach Gold gebohrt, gingen umher.
Heute erinnern noch zahlreiche eingestürzte Gruben und Pingen an die damalige Zeit. Der kleine Ort Goldhausen am Eisenberg wurde 1426 sogar als Bergmannssiedlung gegründet. Die Gewinnung des Goldes erfolgte auf zwei Arten. Zum einen mit Hilfe des Quecksilbers (Amalgam), zum zweiten durch einen Schlämmprozeß, wobei das Gold in feinen, durchlässigen Sanden verblieb.
In Zusammenhang mit dem Eisenberg stehen auch die Seifen der Eder. Die erste urkundliche Nennung einer Goldwäscherei an diesem Fluß und seiner Nebenbäche geht auf das Jahr 1244 zurück, als Abt Hermann von Corven, ein Lehnsherr des Grafen zu Waldeck, seine Rechte an der Goldwäscherei bei Immighausen verpfändete. 1250 erwähnte Albertus Magnus in seiner „Bergund Hüttenkunde“ die Goldvorkommen an der Eder im Hessischen Waldeck. Erheblich früher aber dürften die Seifengoldvorkommen an der Eder, Itter, Diemel und Hoppecke ausgebeutet worden sein, schließlich führten sie zur Entdeckung des Berggoldvorkommens im Eisenberg. Jahrhunderte lang wurde an der Eder nach Gold geschürft. So wurden die Einwohner des Dörfchens Affoltern im 17. Jahrhundert regelrecht als „Goldwäscher“ bezeichnet.
In einer alten Urkunde heißt es: „Nach Rückgang des frühjährlichen Hochwassers haben die Goldflitterchen an den Grashalmen der überfluteten Ederwiese geklebt und geglitzert.“
Kaum verwunderlich, daß das Gold des Eisenberges von vielen Sagen umsponnen wurde. Eine von ihnen ist die vom goldenen Ziegenbock. Darin heißt es:
Es lebte einmal auf dem Eisenberg ein mächtiger Herrscher, der über so viel Macht verfügte, daß er Wind und Wetter gebot. In seiner Einsamkeit gesellten sich nur zwei Raben zu ihm. Seine Schätze, die im Innern des Berges ruhten, wurden von einem goldenen Ziegenbock gehütet. Doch als Eindringlinge sein Reich bedrohten, zog sich der Herrscher samt seinen Tieren in das Innere des Berges zurück. Vergebens suchten die Fremden nach den Goldschätzen, und nur hier und dort finden sie ein wenig, – wenn der goldene Ziegenbock seine Hörner abschabt und sich zum Berggipfel begibt. Wie umfangreich die gehüteten Goldschätze sein sollen, ist nicht genau bekannt.
Geologen schätzen sie indes auf zehn Tonnen. Das bedeutet, es wäre das größte Berggoldvorkommen auf dem Gebiet der Bundesrepublik Deutschland. Schon fürchtet sich das 300 Seelen zählende Dorf Goldhausen vor den möglichen Folgen der Goldgräber. Nicht ohne Grund. In den Jahren 1975 bis 1978 untersuchte das hessische Landesamt für Bodenforschung in Wiesbaden im Auftrag des Bundesministeriums für Forschung und Technologie den Eisenberg, um aktuelle Kenntnisse über die Lagerstätte zu gewinnen.
Immerhin hatte der Arzt und Geologe Carl Theodor Rauschenbusch vor Jahrzehnten ermittelt, daß im Eisenberg mit einem Mindestgoldgehalt von 30 Gramm zu rechnen sei. Außerdem ergaben Untersuchungen einen Kupfergehalt von mindestens drei Prozent (also insgesamt 168.000 Tonnen), daneben auch Selen und das seltene Mangan. Sogar Uran wird vermutet. Aber das Landesamt kam in seinem Bericht zum Ergebnis, daß ein unternehmerischer Abbau mit Gewinn kaum möglich sei. Das verbliebene Bergwerksfeld umfaßt insgesamt 140 Quadratkilometer und ist noch heute größtenteils im Familienbesitz.
Trotzdem zeigte der kanadische „Cominco“-Konzern starkes Interesse am Eisenberg. Im Dezember 1979 hat er mit der „Gewerkschaft Waldecker Eisenberg“ einen Optionsvertrag auf fünf Jahre geschlossen, um einige Probebohrungen auf eigene Faust zu unternehmen. Werde man zufriedenstellend fündig, hieß es damals, wolle man die Mehrheit an der Gewerkschaft übernehmen. Dafür waren drei Millionen Mark im Gespräch. Die deutsche „Cominco“-Niederlassung:
„Noch können wir nicht sagen, ob… eine Miene auch am Eisenberg eröffnet wird“, aber „Goldhausen wird nicht von der Landkarte verschwinden.“
Wer sich den Spaß nicht entgehen lassen will, kann an einer Goldwaschexkursion im Gebiet der Eder (Hessisches Waldeck) teilnehmen. Organisiert werden die Ausflüge vom Naturkundemuseum der Stadt Dortmund.
Goldspur Eisenberg
Für Goldsucher, die sich die goldige Vergangenheit in Goldhausen erwandern möchten, gibt es eine “Goldspur Eisenberg”. Sie wurde am 10. September 2000, um 10.30 Uhr, durch Bürgermeister Wolfgang F. Bonhage zum Tag des offenen Denkmals eröffnet. Am Wald-Parkplatz neben dem ehemaligen Gasthaus Saure in Goldhausen gaben der Rathauschef und Goldmarie Miriam Terborg die Goldspur Eisenberg zur Besichtigung frei.
Die Goldspur ist mehr als nur ein Lehrpfad. Sie dokumentiert eindrucksvoll die montanhistorischen Spuren Deutschlands reichster Goldlagerstätte. Gold ist ein faszinierendes und medienwirksames Thema und deswegen vermarktet sich die Kreisstadt mit „Korbach-Goldrichtig“. Gold ist ein zentrales Thema des Korbacher Stadtmarketingkonzeptes, insbesondere für den Wirtschaftsfaktor Tourismus. Mit der Goldspur Eisenberg ist neben der Gold- und Bergbauabteilung im Museum Korbach ein weiteres attraktives Freizeitangebot für unsere Bürgerinnen, Bürger und Gäste geschaffen worden. Die Spuren der Goldgräber auf der Suche nach dem begehrten Edelmetall sind an vielen Stellen auf dem Eisenberg sichtbar. Mit Stollen und Schächte durchlöcherten die Bergmänner den 562 m über NN. hohen Korbacher Hausberg und rangen entlang goldführender Gesteinsschichten dem Eisenberg das begehrte Edelmetall in mühevoller Kleinarbeit ab. Die Goldspur Eisenberg ist in zwei eigenständige Abschnitte untergliedert, die separat voneinander, aber auch nacheinander erwandert werden können.
Der 1. Abschnitt beschreibt anhand von 12 Informationsstationen die wichtigsten Spuren der Goldgräber in Goldhausen und um die Burgruine Eisenberg mit Georg-Viktor-Turm. Diese erste Spur hat eine Länge von ca. 3,3 km. Für die Begehung sollte man rund 1,5 Stunden einplanen. Auf diesem Abschnitt wurde der Eingangsbereich des Wasserstollens (Station 7) originalgetreu durch die Stadt Korbach neu aufgebaut. Damit die Goldspur Eisenberg den Charakter eines Rundweges erhält, wurden Wege- und Treppenarbeiten zwischen dem Wasserstollen (Station 7) und der Victor Baue (Station 8) durchgeführt.
Die Stationen dokumentieren deutlich all die Mühen, die von den Bergleuten seit dem Mittelalter bis in die 30er Jahre des 20. Jahrhunderts auf sich genommen haben und vermitteln in weiten Zügen die Faszination, die seit Jahrhunderten von dem Gold des Eisenberges ausgeht. Die Goldvorkommen des Eisenberges sind in Deutschland und Europa in dieser Form und Menge als einmalig einzustufen und bedürfen einer besonderen Betrachtung. „Wir haben daher keinen Lehrpfad „von der Stange“ gekauft, sondern eigens Herrn Dr. Berthold Jäger im Rahmen eines ABM-Vertrages mit der Erstellung der Texte und der Auswahl der Bilder und Grafiken beauftragt.“, so Bürgermeister Bonhage.
Wissenschaftlich korrekt, aber trotzdem leicht verständlich dokumentieren die Stationen die Abbaubemühungen der Bergmänner und führen entlang einer Spur, die im Untergrund noch Gold vermuten lässt. „Mit Gold wird sich Korbach sukzessiv als das federführende Tagesausflugsziel in der Ferienregion Waldecker Land positionieren und etablieren. Die zentrale Lage Korbachs zwischen den Tourismusstandorten des Waldecker Landes und des Sauerlandes ist ein Garant dafür.
Die Baudenkmäler und Kunstschätze, das Museum Korbach, die Fossilfundstätte Korbacher Spalte sowie die attraktiven und vielseitigen Einkaufsmöglichkeiten der Kreisstadt komplettieren maßgeblich das touristische Angebot der Ferienregion Waldecker Land“, ergänzt Wolfgang Müller, Leiter der Tourist-Information. Der 2. Abschnitt der Goldspur verläuft südöstlich auf dem Eisenberg und führt am Unteren Tiefen Tal Stollen, an Waschhalden, am Steinbruch sowie weiteren Spuren der Goldgräber vorbei. Diese Außenzone richtet sich an Besucher, die mehr Zeit mitbringen, die Kernzone des Lehrpfades bereits begangen haben oder einfach weitere Informationen wünschen. Die Punkte dieses Abschnittes sind mit Buchstaben versehen. Diese sogenannte Außenzone kann in einem Zeitraum von ca. 2-3 Std. begangen werden.
Zum Nachlesen wurde eine 36-seitige Begleitbroschüre entwickelt, die für Kern- und Außenzone gleichermaßen relevant ist, und auch die Goldgräberspuren auf der nicht mit Schautafeln bestückten Außenzone anschaulich beschreibt. Diese Broschüre kann man auf der Feier zur Eröffnung sowie in der Tourist-Information und im Museum Korbach kaufen. Für den schnellen Überblick halten das Museum Korbach und die Tourist-Information einen Flyer mit kartographischer Bearbeitung der Goldspur Eisenberg bereit.