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Goldsuche in China

Wie in allen anderen kommunistischen Staaten ist auch in der Volksrepublik China die Goldgewinnung strengen gesetzlichen Vorschriften unterworfen. Denn das gelbe Metall spielt in den Außenhandelsbilanzen dieser Staaten eine gewichtige Rolle. Schon allein der Besitz von Gold steht unter hoher Strafe.

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So ist es auch nicht verwunderlich, daß aus diesen Ländern kaum Meldungen über Goldfunde in die freie Welt dringen. Trotz dieser spärlichen Veröffentlichungen sind natürlich die chinesischen Goldvorkommen in dem riesigen Reich der Mitte weitgehend bekannt.
In einem Lexikon aus der Jahrhundertwende stieß ich auf folgende Hinweise:

“Der große Reichtum an Mineralschätzen wird noch sehr wenig ausgenutzt. Es muß abgewartet werden, ob das kaiserliche Edikt vom 27. März 1896, worin die Gouverneure zur Förderung des Bergbaues und zur Bildung lokaler Bergbaugesellschaften mit chinesischem Kapital aufgefordert werden, Wandel schaffen wird. Bisher sind die chinesischen Bergbauunter nehmen nicht gerade glücklich gewesen.Gold findet sich in größerer Menge im obern Jangtsekiang, der Kinschakiang (Goldsandfluß) heißt, und auch in Flüssen Jünnans, das vielleicht die größten Goldwäschereien der Welt hat. In den Minen von Tinkwan arbeiten 2000 Mann. Auch in Schenst und Kweitschou soll es goldreiches Gebirge geben. In Schantuna, das schon auf einen blinden Lärm hin vor Jahren Goldgräber aus Kalifornien angezogen hatte, will man bei Ninghai ergiebige Goldadern gefunden haben, die angeblich seit 1890 von einheimischen Unternehmern ausgebeutet werden. Bei der mangelhaften geologischen Erkundung des Landes sind solche Angaben mit Vorsicht aufzunehmen.”

Für Aufsehen sorgen Meldungen aus dem Reich der Mitte wie beispielsweise die der chinesischen Nachrichtenagentur, wonach im Juni 1983 drei chinesische Landarbeiter einen 2,1 Kilogramm schweren Goldklumpen zum damaligen West-Wert von etwa 70.000 Mark gefunden haben. Dafür gab’s eine Belohnung von 40.000 Mark. Die Meldung steht im Zusammenhang mit dem Wunsch der chnesischen Führung, die private Goldsuche zur Deckung des großen Finanzbedarfs zu fördern.

Auch kollektiv organisierte Goldgräber sollten durch zusätzliche Anreize das Geschäft schmackthaft gemacht werden. Wie die Tageszeitung “China Daily” Anfang Juli 1985 berichtete, gehörte dazu die bereits beschlossene Anhebung des Goldpreises um ein Viertel auf 895,70 Renminbi (973,60 Mark) pro Feinunze. Das Weltmarktniveaus lag zum gleichen Zeitpunkt bei 958,70 Renminbi (1042 Mark). Nach Angaben des Blattes sollte damit das auch in China florierende Schmuggelgeschäft mit dem Ausland unterbunden werden. Wie nachzulesen ist, betrugen die Goldreserven Ende des ersten Quartals 1985 insgesamt 12,7 Millionen Feinunzen.

Laut “China Daily” sollte der Goldabbau während des 1986 beginnenden Fünfjahresplanes durch Einrichtung von rund 140 neuen Gondminen und Modernisierung der technischen Ausstattung im Jahresdurchschnitt um 15 Prozent gesteigert werden. Die bisherige Fördermenge war nicht bekannt. Die unerschlossenen Goldvoräte, unter anderm in den Westprovinzen Qinghai, Xinjiang und Gansu, gelten als beträchtlich. Den insgesamt 100.000 Bauern, die sich 1985 landesweit aufs Goldgraben verlegt hatten, wurden Staatszuschüsse versprochen. Bis zu diesem Zeitpunkt war die Ausbeutung von Edelmetall Staatsmonopol.

Seit Sommer 1975 rissen die Erfolgsmeldungen chinesischer Goldschürfer nicht ab. So habe die Goldsuche drei Bauern in der armen Nordwestprovinz Quinghai auf einen Schlag reich gemacht. Im Spätjahr 1986 fanden sie in den Qilian-Bergen an der Grenze zur Provinz Gansu einen Goldklumpen mit dem stattlichen Gewicht von 7740 Gramm. Die Bank zahlte ihnen dafür 280.000 Yuan (rund 150.000 Mark). Allein in diesem Gebiet schürften rund 10.000 Bauern privat nach Gold und anderen Bodenschätzen.

Rechtssprechung
Natürlich waren den meisten Diggern bekannt die weit höheren Weltmarktpreise bekannt. Der Schmuggel des gelben Metalls nahm nicht ab. Wie die “China Daily” im Januar 1986 meldete, wurde die Rechtsprechung deshalb entsprechend geändert. Wer in China Betreiber von Goldminen ist, die mit Schmugglern Geschäfte machen, riskierte ab sofort hohe Strafen, in einigen Fällen sogar die Todesstrafe. Damit wollte die Pekinger Führung zugleich den unkontrollierbaren Privatbergbau wieder einschränken. Laut offiziellen Schätzungen wurden rund 90.000 Feinunzen Gold pro Jahr aus zehn Goldfördergebieten der Volksrepublik geschmuggelt. Weitere 200.000 Feinunzen würden in jedem Jahr von Privatpersonen gehortet, die sich weigerten, das Edelmetall zu dem von der Regierung festgesetzten Preis an den taat zu verkaufen.

Die steigende Zahl privater Goldsucher brachte weitere Probleme mit sich. Schon ein Jahr nach den Lockerungen zur Ankurbelung des Bergbaues hat der Goldrausch in der südchinesischen Provinz Guangdong zu ernsten Umweltproblemen geführt. Jeden Tag schürften dort 30.000 Menschen unorganisiert nach Gold. Dabei verwendeten sie hochgiftiges Natriumcyanid. Das Trinkwasser wurde “ernsthaft versucht”, und das vergiftete Wasser wurde einfach in den Yongning-Fluß gekippt. In verschiedenen Regionen waren schon die Fische und Krabben ausgestorben.

Ein umfangreiches Goldvorkommen haben chinesische Geologen in der Provinz Shandong im Osten Chinas entdeckt. Wie die Nachrichtenagentur Tass Mitte November 1991 unter Berufung auf chinesische Quellen berichtet, erreichen einzelne goldhaltige Adern den ersten Untersuchungen nach eine Mächtigkeit von zehn Metern. Die unbedeutende Lagertiefe des Vorkommens ermögliche zudem einen Abbau im Tagebau. Die Erschließung der Lagerstätte sollte noch im achten Fünfjahresplan (1991 bis 1995) erfolgen.

Reisebericht
Reisebericht des “China Heute”-Mitarbeiters Olivier Roos vom 1. September 2003 über eine Reise in den Südosten der südwestchinesischen Provinz Guizhou:

Der Kleinbus kämpft sich auf der ungeteerten Straße, die sich den steilen Hang emporschlängelt, nach oben bis zum nächsten namenlosen Pass. Ab und an gibt eine Windung den Blick frei auf Kaskaden von Reisterassen, die unter uns bis ins Tal hinunterfallen und auf der anderen Seite, einer riesigen Treppe gleich, wieder hinaufführen bis zum Wald, der hier die meisten Hügelrücken bedeckt. Wir sind im Südosten der Provinz Guizhou, von der es heißt, sie sei das Land der Hügel und Berge. Hier wird sie ihrem Ruf mehr als gerecht. Wir blicken auf eine hinreißende Landschaft, eine Mischung aus alpinen Bergwäldern und tropischen Reisfeldern.
Vor einigen Stunden, unter der Nachmittagssonne, staunten wir über das satte, leuchtende Grün der Reispflanzen – eine Farbe, der man im milchigen Beijinger Sommer nicht begegnet. Jetzt, am frühen Abend, ist die Sonne schon hinter den nächsten Bergen verschwunden, und die Umrisse lösen sich langsam auf im weichen Licht, das noch herüberschwappt. Rauchschleier schweben über kleinen Dörfern, zwei Dutzend Häuser aus dunklem Holz, die sich an die Hänge schmiegen, und zeigen an, dass es bald Zeit ist zu essen.
Wir müssen noch etwas ausharren. Das Ziel dieser Fahrt, die Kreisstadt Jinping, ist rund 30 Kilometer entfernt – eine gute Stunde rauf und runter. Ich komme mit meinem Sitznachbarn ins Gespräch, der im letzten Dorf zugestiegen ist. Er ist ein Angehöriger der Dong-Nationalität, die in diesem Gebiet die Mehrheit der Bevölkerung stellt, und hat gerade seine Eltern besucht. Seit einigen Jahren wohnt er in Jinping.
Die Lebensbedingungen in den Berggebieten sind hart; so schön die Reisterassen aussehen, erfordert ihre Lage lange, beschwerliche Arbeitswege. Wer im Dorf kein Auskommen findet, wandert ab. Nicht wenige Familienväter arbeiten als Wanderarbeiter auf den Baustellen der boomenden Küstenprovinzen, die meisten in Guangdong.
Long Gang, so heißt mein Nachbar, verließ schon gleich nach der Schule sein Heimatdorf und ließ sich als Arbeiter in einer der zahlreichen Goldminen der Gegend anheuern. Private Betreiber führen einige der Bergwerke weiter, seit sich der Staat aus ihnen zurückgezogen hat. Ein Jahr lang war er einer von Tausenden, die im Untergrund schufteten. In den besten Zeiten, sagt er, betrug die Ausbeute einige Kilogramm Gold am Tag. Wie viel für ihn als einfachen Bergmann heraussprang, will er mir nicht recht verraten. Sein Verdienst habe mit dem Ertrag geschwankt. Nach einem Jahr gab sein Arbeitgeber seinen Anteil an der Mine auf und Long Gang verlor seinen Job. Er kehrte in sein Dorf zurück und eröffnete ein Restaurant, in dem er unter anderem Schlangengerichte anbot. Heute führt er mit seiner Frau in Jinping ein Geschäft für Sportbekleidung und eine kleine Näherei.
Als der Bus die letzte Hügelkuppe nimmt und die Lichter von Jinping auftauchen, bietet Long Gang an, uns die Goldmine zu zeigen – wir nehmen begeistert an. Am nächsten Tag treffen wir uns nach dem Frühstück und steigen abermals in einen Bus. Schon bald wird ersichtlich, dass die Umgebung reich an Goldadern ist. Im Fluss, dem wir entlangfahren, befinden sich in unregelmäßigem Abstand schwimmende Kieswaschanlagen, die das Flussbett umgraben und es nach dem gelben Metall durchsuchen. Und im Dorf, bei dem die Mine liegt, zeigen mehrstöckige, leicht überdimensionierte Betongebäude, welche hie und da zwischen den traditionellen Holzhäusern emporragen, an, dass einige Leute mit der Goldsuche tatsächlich zu Reichtum gekommen sind.

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