Goldsuche in Kalifornien
Das Goldland Kalifornien war die Heimat des gebürtigen Schweizers Johann August Sutter, der zeitweise sogar in Kandern im Markgräflerland (Deutschland, Landkreis Lörrach) lebte. Noch heute ist sein einstiges Wohnhaus erhalten. Eine Gedenktafel erinnert an den Kaiser von Kalifornien. 1834 landete Sutter als ein entronnener Flüchtling in New York. Und schon gar nicht lange darauf wurde er Kapitän und besaß bald ein großes Warenhaus.
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Schließlich verschlug es ihn nach Sacramento in eine Wildnis, wo beinahe ausschließlich Indianer lebten. Von der russischen Regierung erwarb er ein Fort, das früher zum Schutz der russischen Kaufleute gebaut worden war, pflanzte Obstbäume und baute Weizen an. Das brachte ihm einträgliche Ernten ein. Zehn Jahre lebte Sutter im Sacramentotal, 200 Quadratmeilen nannte er sein eigen, hinzu waren die Besitzungen Fort Ross und die Siedlung Bodega gekommen, die er von den Russen erwarb.
Was vielen ein Wunsch blieb und nur wenigen gelang, erreichte er auf eigenartige Weise. Er hatte für seine Dienste eingeborene Indianer angeworben. Sogar “Gewalt über Leben und Tod” lag in seinen Hnden, denn der Gouverneur hatte ihn zum Richter ernannt. Eigentlich war Sutter mit seinem Leben ganz zufrieden, wenn nur nicht jener 8. Januar 1848 gewesen wäre. Dieser Tag wurde für Sutter das Ende seiner bis dahin unangreifbaren Machtstellung.
Mit einem Male verlor er trotz anstrengener Bemühungen alles, was er besaß: Besitztümer, Macht, Reichtum. Und das begann so: John Marshall, Sutters Zimmermann, war eben mit dem Bau einer Sägemühle an einem südlichen Nebenfluss des Sacramento beschäftigt, der unter dem Namen “der amerikanische Gabel” bekannt war, da hatte er einen verhängnisvollen Fund gemacht. Es war der Winter von 1847 auf 1848, als ein angelegter Mühlgraben gefällt werden sollte. Sehr rasch zeigte sich, dass der Kanal, durch den das in einem Sammelteich aufgestaute Wasser eingelassen werden sollte, zu schmal war. Um Zeit zu sparen, wurde das Mhlrad herausgehoben und alles Wasser mit einem Male in den Mühlgraben gelassen.
Mit einem heftigen Rauschen stürmte das Wasser so mächtig in den Mühlgraben, dass der Boden aufgerissen und mehrere große Goldkörner sichtbar wurden. Sofort rannte Marshall zu Sutter, um ihm von der Neuigkeit zu berichten. Aus einem Wollappen zog Marshall umständlich glänzende Körner hervor, die sich Sutter sofort besah und seinem Zimmermann bestätigte: Gold!
Sutter wusste um die Bedrohung, die dieses Metall für ihn bedeutete, deshalb bat er seine Leute um absolute Geheimhaltung. Er ließ alle Goldkörner einsammeln und verwahrte sie sorgfältig. Angeblich konnte er aber der Schwatzhaftigkeit der Köchin keinen Einhalt gebieten. In Windeseile verbreitete sich die Nachricht vom seltsamen Fund.
Über seine Erlebnisse im “Goldland Kalifornien” berichtete der deutsche Journalist J. J. Weber bereits 1849 in der “Illustrierten Zeitung” in Leipzig. Er hatte vier Monate unter den Goldsuchern gelebt. In seinem Reisebericht schrieb er:
“An den Ufern des Sacramento, in den Betten seiner Nebenflüsse, in den Schluchten der Bergbäche und im Sande der Ebene wurde Gold im Ueberfluß und von der feinsten Art gefunden. Je höher hinauf man dem Ursprunge der Quellen kam, um so reicher wurde die Ausbeute. Bald strümte Alles aus Dörfern und Städten herbei; die Felder blieben unbestellt, die Ernten verdarben auf dem Felde, die Gerichtssäle standen leer, die Kranken wurden hilflos gelassen und die Obrigkeit verlor Macht und Gewalt gegen dieses rasende Treiben. Die Indianer, welche nicht einsahen, was eigentlich die weißen Menschen mit diesen Schätzen anfangen könnten, gaben anfänglich ihren Fund um geringen Preis weg. Ein Pfund Gold galt ihnen nicht mehr als ein Pfund geprägte Silbermünze oder eine Schnur Glasperlen. Für eine Flasche Branntwein, einen Beutel Tabak, vertauschten sie willig ihr Gold, doch sollen sie bereits anfangen, größern Werth darauf zu legen.”
“Alles verlässt uns, Leser und Drucker. Von San Francisco bis Los Angeles, von der üste bis zum Fuß der Sierra Nevada hört man im ganzen Land den gierigen Schrei “Gold! Gold!”, während das Feld halb bestellt und das Haus halbfertig liegenbleibt, und alles außer der Produktion von Schaufeln und Hacken wird vernachlässigt. Daher müssen wir unser Erscheinen einstellen.” (The Californian, 29. Mai 1848)
In seinem sehr umfassenden Bericht über die Kalifornien Expedition schreibt Weber weiter:
“Der Gewinn war ungeheuer. Sieben Männer, welche durch seiben Wochen 50 Indianer am Federflusse beschäftigten, gewannen in dieser Zeit 275 Pfund reines Gold, das einen Werth von 88.000 Thalern hat. Zwei Andere, die zehn Tage lang mit einander arbeiteten, standen jeder für 1500 Thaler. Aus einer Felsenritze, die nicht größer als ein Waschbecken war, las Jemand in 15 Minuten 2 1/2 Pfund Gold zusammen. Aus dem Boden an den Ufern der Bche wurden Goldklumpen gegraben, die zuweilen 1, 1 1/2, selbst bis zu 5 und 6 Unzen wiegen. Das meiste Gold ist zwar in den Bergwssern oder an ihren Ufern gefunden worden, die mehrentheils aus grobem Keis mit Sand und gelblicher Erde gemischt, bestehen, doch liegt es auch allgemein im aufgeschwemmten Boden, wo es aber nicht, wie in den Flüssen, in Stcken, sondern in dünnen, flachen Blättchen vorkommt, die zuweilen den Fischschuppen gleichen. Die größeren Stücke schließen zuweilen Quarz ode Granit in sich. Der Umfang des goldreichen Gebietes lt sich bis jetzt noch gar nicht bestimmen. Von der Sutter’schen Besitzung ist man schon 30 deutsche Meilen aufwärts gedrungen und immer noch fand man Gold; am Gabel-, Feder-, Juba- und Bearflusse und den ihnen zuströmenden Bcähen und Flüssen sind die Goldsucher beschäftigt. Nicht minder arbeitet man in entgegengesetzter Richtung am Joaquim und seinen Nebenflüssen, sowie an denen, die sich von der Wasserscheide noch lohnend gewesen, und wenn es gleich zu den auergewhnlichen Fllen gehrt, da Einzelne an manchem Tage 800 bis 1000 Thaler erbeudeten, so ist bei einigem Fleie ein Gewinn von 25 bis 40 Thaler durchschnittlich doch sicher anzunehmen. Die amerikanische Gabel (= Fluß) scheint die großen Loosein dieser Loterie vertheilt zu haben. Fünf Meilen vom Hauptstrome entfernt sollen die Herren Neilly und Hawly mit 6Arbeitern in einer Woche 10 1/2 Pfund Gold, die Herren Daly und Maccoon aus dem trockenen Bettet eines Regenbaches in dieser Gegend in zwei Tagen für 17,000 Dollars, Andere aus einem solchen in drei Tagen für den Werth von 30,000 Pfd. Sterling Gold aufgelesen haben. Doch genug; diese und ähnliche übereinstimmende Zeugnisse beglaubigte Angaben beweisen sowohl den unermelichen Reichthum dieses Landes an Gold, als die weite Ausdehnung des Gebietes, in dem es aufgefunden wird, und da eine lange Zeit dazu gehren muß, diese Schätze zu erschöpfen, wenn gleich die anfngliche Ergiebigkeit sich vermindern wird.”
Im Tagebuch eines anderen Pioniers heißt es:
“Am 29. Mai 1848. Heute früh war es hier in Monterey sehr lebhaft. Ein Mann bringt die Nachricht, daß am Rio de los Americanos viel Gold gefunden worden sei. Die Leute schwatzen darber, namentlich die Weiber, es glaubt aber niemand so recht an die Mär. Einige alte Frauen meinen indessen, die Sache habe ihre Richtigkeit, denn neulich sei es vorgekommen, daß ein weißer Rabe mit einem Kind spielte, auch habe eine Eule die Glocke in der Kirche geläutet.”
An den Ufern des Sacramento, in den Betten seiner Nebenflüsse, in den Schluchten der Bergbäche und im Sand der Ebene wurde Gold im Überfluß “und von der feinsten Art gefunden”. Je näher man sich den Quellen nherte, umso reicher wurde die Ausbeute. Am 15. Juli 1948 notiert ein Zeitgenosse:
“Mit dem tollen Goldfieber ist es nicht mehr auszuhalten. Dienstboten sind kaum noch zu haben; wer hier blieb, will sich höchstens auf eine Woche verdingen. General Mason, Leutnant Lamman und ich führen einen gemeinsamen Tisch; wir haben Haus, Küche und alles nötige Gerät, aber alle Diener sind fort, selbst unser Neger, der bis gestern aushielt, hat am Ende der Verlockung nicht widerstehen kännen und sich aus dem Staube gemacht.”
4. Oktober 1848:
“Wir sind in den Minen. 50 kg Mehl kosten 800 Mark, das Kilo Kaffee 42 Mark. Es ist kein anderes Fleisch zu haben, als in Streifen geschnittenes, an der Sonne gedörrtes von Bullen. Wie zäh und fade das ist! Heute wurde eine Schachtel voll Brausepulver mit 102 Mark bezahlt; für vierzig Tropfen Opium gab einer viermal so viele Mark. Ich habe für eine schon viel gebrauchte Spitzhacke 4 Mark bar gegeben; das Eisen daran mag etwa 2 kg schwer sein.”
Am 8. November 1848 sind “schon mehr als fünfzigtausend Goldgräber hier aus allen fnf Erdteilen zusammengestrmt. Einige haben Zelte, andere nicht; einige besitzen Lebensmittel, anderen fehlt jeder Bissen; sie arbeiten mit Brechstangen, Spitzhacken, Spaten, Wiegen und Pfannen, Hmmern und Drillbohrern, an allen Ecken und Enden knallt es, denn man sprengt das Gestein mit Pulver weg. So buntscheckiges Volk ist wohl nie zuvor auf einem Punkt beisammengewesen! Da, wo vor Wochen eine nun verlassene Lagerstätte war, liegen Totengebeine umher, welche von den Wölfen ausgescharrt worden sind. Der Sensemann hält reiche Ernte. Ein Goldsucher hat mir für mein Paar Pistolen ein vollgewichtiges halbes Kilo Gold gegeben.”
Immer mehr Goldsüchtige folgten dem Ruf ins Sacramentotal; der Wilde Westen war zum “goldenen” Westen geworden. Hunderttausende durchwühlten die Erde. Es ist erstaunlich, denn nahezu die Hälfte der damaligen Weltgoldproduktion wurde aus dem Boden Kaliforniens geschürft. Und plötzlich sprang dieses Land an die Spitze der Goldländer berhaupt. Kein Wunder, denn Gold schien hier wirklich nur auf der Erde zu liegen. J.J. Weber schreibt in seinem 1848 erschienen Reisebericht ber “die gegenwärtige Lage des Landes und seine Zukunft”:
“Seiner Reichthümer ungeachtet müssen wir die gegenwärtige Lage Kaliforniens eine wenig erfreuliche nennen. Es ist leicht zu erachten, daß, wenn die ganze Bevölkerung eines Landes plötzlich ihren gewohnten Beschäftigungen entsagt, um den Durst nach Golde zu befriedigen, sehr schnell die entsetzlichste Noth eintreten muß. Edle Metalle sind nur ein Mittel zur Erleichterung des Verkehrs. Als nächste Folge der Arbeitseinstellung auf dem Felde und in den Werkstätten trat deshalb eine unmüßige Steigerung der Preise aller Bedürfnisse, sowie der Löhne ein, die bald eine Höhe erreichte, welche den Händen der Goldgräber die gewonnenen Schätze wieder entriß, wenn sie ihren Lebensunterhalt bestreiten wollten. Ein Pfund Butter oder Schinken kostete einen Dollar, ein Faß Mehl 50, eine Flasche Branntwein 16, ein Paar Schuhe 8 bis 12 Dollars. Für einen mit 4 Ochsen bespannten Wagen bezahlte man an tglichem Miethzins 50 Dollars; ein gewhnlicher Tagelhner erhlt deren 6 bis 10; Handlungsdiener bedingen sich einen Jahrgehalt von 2000 bis 2500 Dollars. In gleichem Verhltnis wurde Alles in die Hhe getrieben. Zwar lockte diese Lage der Dinge fremde Schiffe herbei, welche Lebensmittel und Waaren zufhrten, allein sie durften es bald nicht mehr wagen, in den Hafen einzulaufen, weil die Matrosen die Schiffe verließen, um in die Berge zu eilen und an der Goldernte Theil zu nehmen, und obgleich in der letzten Zeit einem einfachen Matrosen bis 100 Dollars an monatlichem Gold bezahlt wurden, hielt es dennoch schwer, sich ihrer Treue zu versichern.”
Einwanderer aus Europa
Die Kunde vom Goldreichtum lockte selbst aus Europa Einwanderer in den “goldenen Westen”. Mit ihnen kam aber auch immer mehr “liederliches Gesindel”, das in dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten ihre Chance kommen sah. J. J. Weber: “Schon sind alle Laster im Schwunge und man fürchtet, da, wenn nicht eine starke Truppenmacht hingeschickt wird, eine völlige Unsicherheit des Lebens und Eigenthums eintritt.”
Unterdessen kämpfte Sutter entmächtigt und verbissen gegen die Eindringlinge. Doch ließen sie sich nicht abweisen, verpönten den gesetzmäßigen Eigentümer des Grundes und schüttelten die Erde weiterhin durch ihre Siebe. Sutter starb als ein armer Mann, durch dessen Wirken Amerikas zu einer Wirtschaftsmacht heranwuchs, der Pionier des kalifornischen Obstbaues war. Doch Washington wollte ihn vergessen. Man wusste plötzlich nicht mehr, dass durch sein Wirken Indianer zu kolonisatorischer Mitarbeit gewonnen wurden. Als armer Mann war er nach Amerika gekommen, in das Land der unbegrenzten Möglichkeiten, träumte vom schnellen Reichtum, doch ebenso schnell zerplatzte der Wunsch wie eine Seifenblase im Wind.
Die Gier nach dem Gold hatte phantastische Ausmaße angenommen. Die Goldsüchtigen schreckten nicht einmal davor zurück, sich in ausweglose Wüsten wie das berüchtigte “Death Valley” zu begeben, das Tal des Todes. Mit dreiundachtzig Metern unter dem Meeresspiegel gilt es zugleich als das tiefste und heißeste Tal der Vereinigten Staaten.
Im Mai 1860 führte der Arzt Dr. French eine Gruppe Abenteurer ins Death Valley. Sie wollten einen Silberschatz bergen, von dem man mancherorts sprach, kehrten aber ausgehungert und ergebnislos zurck. Nach ihren Berichten fanden sie zwar Wasser, aber um die Wasserstellen Fußpuren und verlassene Ochsenkarren. Dr. French brach ein zweites Mal auf. Nun wollte er Indianer aufsuchen, die angeblich mit Kugeln aus purem Gold schießen sollten, was ein Beweis für die Existenz des Schatzes sein musste. Seine Hoffnungen wurden jäh zerstört, die angetroffenen Indianer benutzten seit ehedem Pfeil und Bogen.
Etliche Jahre später wurde ein gewisser Jacob Breyfogle blutend und dem Wahnsinn nahe aufgegriffen. In seinen Taschen fanden sich Gesteinsbrocken mit einem unglaublich hohen Goldgehalt. Leider war Breyfogle nicht in der Lage, irgend welche Angaben über den Fundort zu machen, doch versetzte die Nachricht vom Gold im Death Valley unzählige Goldgräber in einen gierigen Taumel.
Erst um die Jahrhundertwende wurde dann der Traum vom Gold in diesem heißesten Tal Wirklichkeit. Man fand Gold in den Bergen! Provisorische Siedlungen schossen wie Pilze aus dem Boden. In derselben Hast und Eile verfielen sie, nämlich dann, wenn die Goldader unrentabel wurde. Zurück blieben Geisterstädte, zerfallene Buden und Baracken, Scherben zerbrochener Whiskyflaschen.
Manche jener Abenteurer, die auszogen, um in der gottverlassenen Gegend nach Gold zu schürfen, wurden im heißen Wüstensand zur Ruhe gebettet, anderen diente ihr einfaches Holzkreuz als Wegzeichen. Die Goldgräber liebten das “Death Valley” auf ihre Art, erzählten Geschichten von reichen Funden, die noch genügend Stoff für Dutzende spannender Westernfilme geben.