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Dreharbeiten

2000-Euro-Designerjacket geschrottet

Regisseur Günther Klein ist Perfektionist. Für eine aufwändige Dokumentation wollte er einen echten Goldsucher vom Rhein haben – und bat mich um Mitwirkung. Um besonders urig zu wirken, sollte ich mir einen Dreitagebart wachsen lassen und sein Designer-Jacket tragen.

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Der bekannte Autor, Regisseur und Filmemacher Günther Klein war mit einem Kamerateam bei mir zu Besuch. Für seinen neuesten Beitrag wollte er mich beim Goldsuchen am Rhein begleiten. Obwohl innerhalb des Films mein Part vermutlich nur wenige Minuten dauern wird: Für die Aufnahmen brauchten wir einen ganzen Tag – bis zum Sonnenuntergang.

Filmemacher Günther Klein und sein “gestylter” Goldsucher – ich.

Günther Klein ist bekannt für seine Dokumentarfilme. Als er mich anrief, erklärte er kurz das Vorhaben: Er drehe einen Film über den Rhein. Ob ich mir vorstellen könnte, darin mitzuwirken – als Goldsucher.

Ursprünglich war die Dokumentation für die Sendereihe “Terra X” geplant, doch dann entschied man sich anders. Aus einem Film wurden zwei aufwändige Dokumentationen. Sie werden Anfang Mai im SWR ausgestrahlt, dauern jeweils 90 Minuten. Mein Part ist für den zweiten Teil „Unser Rhein – Im Bann des Stroms“ am 12. Mai 2019 um 20.15 Uhr im SWR Fernsehen vorgesehen.
Am Morgen holte ich ihn und sein Team im Bad Bellinger Hotel Ambiente ab und fuhr mit ihnen zum Goldwaschplatz. Dort packte ich die Ausrüstung aus, entledigte mich meines Anoraks. Aber den Leuten gefiel ganz und gar nicht, was ich anhatte: Mein weißes T-Shirt war einfach zu weiß. Ob ich nicht etwas uriges dabei habe? Hatte ich natürlich nicht. So entschied sich Günther Klein, mir sein Designer-Jacket anzuvertrauen.

Am Abend sollte er es nicht mehr wiedererkennen. Es war schmutzig und teilweise in Rheinwasser getaucht. Ich glaube, ich habe das gute 2000-Euro-Stück ruiniert.

Die beiden TV-Fahrzeuge standen auf dem Rheindammweg oberhalb des Goldwaschplatzes. Jetzt ging es darum, mit meinem Werkzeug den “langen” Weg durch den Rheinwald zur Goldwaschbank abzulaufen. Das hört sich unspektakulär an, wenn man jedoch den Weg mehrmals und in voller Montur begehen soll, weil zwischendurch andere Kameraeinstellungen und -perspektiven vorgenommen werden, wird’s schweißtreibend. Nach einer gefühlten Stunde am Rheinufer angekommen, schweifte mein Blick auf den vor mir liegenden Rhein. Ich sollte den Anblick genießen – und nichts sagen. Jedenfalls zunächst. Dann durfte ich etwas sagen. Aber nur einen, höchstens zwei Sätze. Dabei hätte ich so viel zu sagen gehabt, hätte am liebsten drauf los geplappert.

Im Jacket wurde es mir immer heißer. Ich schwitzte wie lange nicht mehr.

Filmemacher Günther Klein, Tontechniker Markus Seifried, Kameraassistent Peter Seberg und Kameramann Jac-Uwe Otto.

Anschließend ging es die Böschung hinab – mit dem kompletten Werkzeug, mit Schaufel, Sieb und den anderen Sachen. Unten angekommen, ging’s in voller Montur zurück. Mein Eintreffen am Ufer musste Wiederholt werden, weil die Objektive gewechselt wurden.

Auf der Geröllbank ging’s ans Schaufeln. Der Boden war verdichtet. Mit einem wärmenden Jacket in brütender Hitze und mit der Schaufel in der Hand nach dem gelben Metall zu graben, das hat sicherlich noch kein anderer vor mir gemacht. Endlich hatte ich genügend Geröll in das Sieb geschaufelt, da kam ein Zwischenruf. Irgendetwas mit der Kamera war nicht in Ordnung. Oder es musste wieder ein anderes Objektiv drauf. Das war mir eigentlich egal, jedenfalls sollte der ursprüngliche Zustand hergestellt werden. Also die mühsam geschaufelten Steine zurückschütten und von vorne beginnen.

Plötzlich merkte der Kameramann, im Hintergrund würden ein paar Nackte herumtrollen. Das ging gar nicht in einem Film, der einen einsamen Goldsucher an einem einsamen Ufer zeigt. Was tun? Ich ergriff die Initiative, bat die Textilfreien, ob sie sich für ein paar Minuten ins Gebüsch verziehen könnten, ansonsten wären sie im Fernsehen zu sehen. Das wäre sicherlich nicht in ihrem Sinne. Die Dame unter den Burschen war von diesem Gedanken begeistert. Sie im Fernsehen! Klasse! – Es kostete einige Überzeugungskraft, sie von diesem Gedanken abzubringen. Wenigstens eine halbe Stunde lang. – Bis dahin hätten wir eine andere Kameraposition.

Puh, mir wurde immer heißer. Dann endlich ging’s ans Aussieben. Aber auch dafür musste eine neue Perspektive gewählt werden. Also nochmals kurz mit der Schaufel ins Wasser eintauchen, das Sieb ergreifen und los ging’s mit der Arbeit.

Eigentlich hätte ich jetzt mit dem eigentlichen Auswaschen beginnen können, wenn nicht einem der Leute ein grandioser Einfall in den Sinn gekommen wäre: Unterwasseraufnahmen! Eine UW-Kamera musste her. Aber die lag noch im Auto.

Der Assistent war schneller da als erwartet. Also wieder ins Jacket schlüpfen und loslegen: Pfanne rütteln, schütteln und ganz langsam auswaschen. Am schwersten fiel mir, dass ich bei alledem nichts sagen sollte. Dabei hätte ich so gerne so viel erzählt, was ich da tue und weshalb.

Endlich kam die Waschrinne zum Einsatz. Die Filmleute staunten nicht schlecht, als die ersten Goldstückchen auftauchten. Halt! Die Szene sollte, nein sie musste wiederholt werden, diesmal in Großaufnahme. In der Pfanne glänzte das Gold. Fantastisch. Am liebsten hätte ich gejubelt, stattdessen sollte ich nur einen einzigen Satz sagen. Oder noch besser: Nur ein Wort! Begeisterung in einem Wort zusammengefasst: Schöööön!

Inzwischen stand die Sonne ziemlich tief am Himmel. Die Aufnahmen waren im Kasten. Vorsichtig streifte ich das Jacket ab und übergab es Günther Klein. Das gute Stück war total verschwitzt und nicht mehr so sauber wie zu ursprünglich. Ich hatte das Jacket ruiniert. Pardon, lieber Günther Klein. Das war nicht meine Absicht.

Zum Filmteam gehörten neben Günther Klein Kamera-Mann Jac Uwe Otto, Tontechniker Markus Seifried und Kameraassistenz Peter Sebera.

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